Wir teilen, was wir lieben - Die Bolognese Revolution

Sonntag, Februar 20, 2022




Vegane Bolognese – Ein Geschmacksabenteuer mit meiner Oma Frieda


Von meiner Haustür in Hamburg Eppendorf bis nach Walsrode sind es ungefähr 110 Kilometer. Etwas mehr, wenn man nicht die A7 fährt, sondern abseits der Autobahn. Dafür durchquert man dann dabei die Lüneburger Heide, was je nach Jahreszeit bereits allein einen Ausflug wert ist. Ins Walsrode lebte meine Oma beinahe ihr ganzes Leben lang. Mein Vater ist hier aufgewachsen, gemeinsam mit seinen Geschwistern. Walsrode ist nicht sehr groß. Es liegt mittig zwischen Hamburg, Bremen, Hannover und Uelzen. Die größte Attraktion für Touristen ist vermutlich der Weltvogelpark. Außerdem ist der Heidepark Soltau direkt vor der Tür.

Für mich ist Walsrode trotzdem auf eine sehr persönliche Art und Weise einer der Mittelpunkte meiner Welt. Mein Abenteuerspielplatz war der Garten meiner Großeltern. Unsere Familie ist verhältnismäßig groß. Das Haus meiner Oma Frieda auch. Es leben allerdings auch mehrere Generationen darin. Und bevor hier irgendwer wieder das Märchen von der reichen Tochter reaktiviert, die mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde und bei „großem Haus“ irgendwie an den Buckingham Palace oder das Berliner Adlon denken muss: Es ist auch sehr alt und nicht sehr glamourös. Im Keller hatte mein Opa seine Steinsammlung, die Küche wird gerade das erste Mal seit 30 Jahren renoviert. Als Kind war es dennoch eine Welt für sich.

Viele Sommer habe ich hier damals verbracht. Mit meiner Schwester, mit meinen Cousinen und Cousins. Mit deren Freunden. Wie in einem Ferienlager, nur ohne orchestrierte Gitarrenabende am Lagerfeuer. Hinter dem Haus lag der Garten, hinter dem Garten eine alte Bahnstrecke. Wenn man sich traute, sie zu überqueren, was uns natürlich unbedingt untersagt war, gelangte man direkt zum schönsten Platz in Walsrode. Dem Böhmepark mit dem Klostersee. Hier, zwischen verwunschenen Geheimwegen, kleinen Bächen und den Schwänen, die auf dem See lebten, war das Leben immer so unschuldig, unbeschwert und weit weg vom ganzen Wahnsinn der Welt.

Basislager Walsrode

Auch später, als sich meine Welt deutlich vergrößerte und mein Bewegungsradius sich beruflich bedingt über die halbe Welt ausdehnte, kam ich immer wieder sehr gerne hier her zurück. Immer, wenn ich das Haus meiner Oma betrete, noch heute, ist es wie ein Schritt durch die Matrix. Die Melange aus Kleinstadt, Großfamilie, alten Gerüchen und neuen Erlebnissen katapultiert mich immer in eine Zeit zurück, die für mich immer von besonderem Wert sein wird. An den Wänden zahllose Bilder aus den vergangenen Jahrzehnten. Inzwischen haben die Cousins und Cousinen, mit denen ich damals regelmäßig an der Tankstelle versucht habe, heimlich ein paar Dosen Bier zu kaufen, selbst Kinder. Viele Gesichter hängen hier an den Wänden. Von meinem leider viel zu früh verstorbenen Opa bis zu meiner zweijährigen Nichte. Alle zusammen erzählen sie die Geschichte meiner Familie.

Egal, wo es mich auf unserem Globus hin verschlägt, Berlin, Paris, London, New York – ich weiß, dass ich mich früher oder später nach der beruhigenden Überschaubarkeit meiner alten Welt in Walsrode zurücksehne, aus der ich mich damals in die weite Welt hineinträumte, die mir dann, als ich all diese Plätze erleben durfte, manchmal immer noch viel zu klein vorkam, aber meistens doch viel zu groß.

Im letzten Dezember verstarb meine Oma. Sie schlief friedlich im Schlaf ein. Sie wurde 98 Jahre alt, glückliche Ehefrau, Mutter, Oma, Ur-Oma. Sie hatte ein schönes Leben, sie hat viel mehr von der Welt gesehen, als man es von ihrer Generation vielleicht erwarten würde, aber sie wollte niemals woanders als in Walsrode wohnen. Irgendwann habe ich begriffen, warum. Sie liebte diese Idylle, dieses Haus, das sie mit meinem Opa gebaut hatte und das ein Heim für so viele Kinder und Enkel wurde. Sie blieb nicht in Walsrode, weil sie die Unübersichtlichkeit oder die Hektik der großen Städte nicht mochte. Sie blieb, weil man einen Ort mit Liebe füllen kann – und dann möchte man dort nie wieder weg.

Role Model Frieda

Als ich älter wurde und meine Sommer nicht mehr wochenlang bei meiner Oma verbrachte, bemerkte ich schnell, wie sehr sich mein Blatt der Erkenntnis an diesem Ort, an meiner Oma orientierte. Als Kind hielt ich Walsrode für riesig groß. Ein Paradies für uns. Wir konnten spielen, rennen, laufen, wir haben die Natur noch in ihrem Ursprung erlebt. Ohne Mobiltelefone, ohne Internet. Später wurde mir klar, dass ich viel mehr aus Walsrode mitgenommen hatte, das mich prägt und das mich immer begleitet. Ich hatte, ohne es damals wirklich wahr zu nehmen, viele Lektionen von meiner Oma gelernt. Obwohl sie bereits über 60 war, als ich geboren wurde, war sie für mich immer ein leuchtendes Beispiel für das, was wir heute so oft vermissen: Toleranz und Nächstenliebe.

Obwohl sie nicht mal gewusst hätte, was Diversity bedeutet oder gar LGBTQ, stand ihr Haus immer für jeden offen. Egal, wen wir mitbrachten, sie begegnete ihm vorurteilsfrei und freundlich. Sehr viel wohlgesonnener als die meisten Menschen, die ich kenne – darunter viele, die fast 80 Jahre jünger waren. Sie prägte mir auch früh den Satz ein „was Peter über Paul sagt, sagt mehr über Peter aus als über Paul“, der mich später, als mir auf Social Media irgendwann ein paar mehr Menschen als nur meine Familie und meine Freunde folgten, oft davor gerettet hat, entweder sehr traurig oder sehr wütend zu werden.

Sehnsuchts-Menü Sahneschnitzel

Am Esstisch meiner Oma fand jeder seinen Platz. Besonders die Mittagessen an Samstagen und Sonntagen waren oft wie ein Ritual. Wer es irgendwie einrichten konnte, kam. Am häufigsten gab es ein bestimmtes Gericht, das über die Jahre zu einer Art Familientradition wurde. Jeder mochte es, jeder versuchte es, zu Hause so gut hinzubekommen, wie meine Oma. Es gab Sahneschnitzel, Klöße und Blumenkohl mit Semmelbröseln. Als Kind habe ich es geliebt. Als Teenager habe ich es geliebt.
Irgendwann wurde ich Vegetarierin und dann Veganerin und aß nur noch den Blumenkohl und die Klöße. 

Wir teilen, was wir lieben





Anders als in vielen anderen Konstellationen, vom anderen Teil meiner Familie über meine Freunde bis hin zu geschäftlichen Kontakten, gab es im Esszimmer meiner Oma nie Diskussionen darüber, ob man als Veganerin nicht schlimme Mangelerscheinungen zu erwarten habe. Es war einfach meine Art zu leben – und alle akzeptierten das. 

Einer der schönsten Momente meiner Erinnerung an meine Oma hat ebenfalls mit gemeinsamen Mittagessen zu tun und spielt sich auch an ihrem Esstisch in Walsrode ab. Als ich vor einiger Zeit endlich mal wieder die Zeit fand, ein ganzes verlängertes Wochenende bei meiner Oma zu verbringen, nutzte ich die Chance, zur Abwechslung mal für sie zu kochen. Ich entschied mich für ein Gericht, das inzwischen ein wenig das Sahneschnitzel meiner Welt geworden war: Vegane Bolognese. Ich kann nicht viele Gerichte kochen. Zumindest nicht so, dass sie wirklich gut schmecken. Vegane Bolognese ist da eine bemerkenswerte Ausnahme. Ich habe sie schon für zahlreiche meiner Freunde gekocht und es wurden jeweils wunderbare Abende. Wenn ich eines Tages hoffentlich selber Kinder haben werde, wird es wohl die vegane Bolognese sein, die ich ihnen als einziges funktionierendes Rezept mit auf den Weg geben kann.

Die Bolognese Revolution

Ich erinnere mich noch genau, wie ich alle Zutaten für meine erste vegane Bolognese in Walsrode bereits in Hamburg eingekauft hatte. Ich war mir nicht sicher, ob es das vegane Hackfleisch von Rügenwalder Mühle auch im beschaulichen Walsrode geben würde. Weit gefehlt übrigens, denn wie ich am selben Wochenende feststellen würde, ist das Angebot an veganen Produkten auch in der nur knapp 24.000 Menschen zählenden Heimat meines Vaters sehr viel größer, als ich angenommen hätte.

Trotz mehr als ausreichender Expertise und Routine beim Kochen meiner veganen Bolognese spielte ich auf der Hinfahrt viele Szenarien durch, was passieren könnte. Würde ich sie dieses Mal versauen und mich vor meiner Familie blamieren? Ich hatte Glück – die Bolognese gelang. Sie schmeckte allen. Meine Oma nahm sogar einen Nachschlag und musste sich mehrfach beim Mittagessen die Bolognese-Ränder um ihren Mund abputzen. Wenn man genau hinsah, sah sie beim Bolognese-Essen ein wenig aus wie ein vierjähriges Mädchen, das sich einfach in die Sauce verliebt hatte. Ich war sehr froh, dass meine Oma wie selbstverständlich eine vegane Bolognese genoss.


 

Der eigentliche Höhepunkt meiner Bolognese-Revolution mit Frieda sollte jedoch erst noch kommen. Wie immer hatte ich deutlich mehr gekocht, als wir beim Mittagessen verdrücken konnten. Wie immer fror ich die übrig gebliebenen Portionen ein. Meine Oma war weit über 90 Jahre alt und kochte nicht mehr aufwändig selbst. Sie hatte zwei große Tiefkühltruhen im Keller – und die waren voller Gerichte, die mein Vater, meine Cousins und Cousinen oder meine Tante für sie gekocht und dann eingefroren hatten. Handlich in Einzelportionen verpackt. Fünf davon kamen an diesem Wochenende dazu – mit veganer Bolognese.

Fünf Portionen Glücksmomente

Einige Wochen später war ich wieder in Walsrode. Ich kam direkt von einem Shooting in Berlin recht spät am Abend an. Meine Laune war nicht besonders gut. Das lag an verschiedenen Dingen. Das Shooting war nur so mittelmäßig gut verlaufen. Dann der obligatorische Stau auf der Autobahn. Und vor allem: Ich war sehr hungrig. Wenn ich Hunger habe, schaltet sich der Sympathie-Modus meiner Aura automatisch auf Reserve. Ich schlug vor, dass ich mir einfach ein paar Nudeln kochen würde und die vegane Bolognese aus dem Eisfach warm mache. Einer meiner Cousins, der sich besonders intensiv um die Betreuung meiner Oma kümmerte und auch im selben Haus wohnte, klärte mich jedoch darüber auf, dass bereits alle fünf Einheiten mit Wonne verspeist worden waren.

Ich glaubte ihm nicht. Ich stieg in den Keller und vergewisserte mich persönlich. Tatsächlich. Die sorgfältig von mir eigenhändig verpackten Portionsbeutel mit veganer Bolognese waren verschwunden. Meine Oma hatte in wenigen Wochen fünf Mal aus freien Stücken vegane Bolognese essen wollen. Ich weiß, dass mich das nicht zu einer Sterneköchin macht und dass die Welt andere Baustellen hat, als wie gut meiner Oma vegane Bolognese schmeckte. Aber an diesem Abend, in der Dunkelheit des kalten Kellers im Haus meiner Oma in Walsrode, im grellen Licht, das aus der Gefriertruhe in den schmucklosen Raum fiel, war meine schlechte Laune wie weggeblasen. Ich spürte etwas, das ich schwer beschreiben kann. Vielleicht war es etwas, was man als Wink des Schicksals bezeichnen könnte. Vielleicht war es ein Moment, der sagte: Wenn deine fast 100 Jahre alte Oma jetzt vegane Bolognese liebt, was soll den Siegeszug der vernunftbasierten Ernährung dann noch aufhalten können? Ich hatte geteilt, was ich liebte. Und nun liebte meine Oma es auch. Es ging nur um einige tiefgefrorene Saucenbeutel. Aber es bedeutete mir etwas, das seither immer wieder in meine Gedankenwelt schiebt und mich wie aus dem Nichts fröhlich werden lässt. Auch heute, wo wir uns von meiner Oma verabschieden mussten und das Haus in Walsrode nie wieder dasselbe sein wird. Vegane Bolognese gehört jetzt zu den vielen wunderschönen Erinnerungs-Mosaiksteinchen in meiner gemeinsamen Historie mit meiner Oma. Eine Erinnerung, die mich lächeln lässt. Und jedes einzelne Lächeln ist wertvoll.

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- Dieser Beitrag wurde mit Unterstützung von Rügenwalder Mühle erstellt –


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